Einweihung des erweiterten Deutschen Museums Nordschleswig
Rede 07.08.2020
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Ort
Sonderburg/Dänemark
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Rednerin oder Redner
Prof. Dr. Bernd Fabritius, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten
Es gilt das gesprochene Wort!
Vor etwas weniger als elf Monaten – am 17. September 2019 – stand ich vor der noch freien Fläche für den modernen Anbau des Deutschen Museums Nordschleswig und erfuhr, dass bereits im Sommer 2020 die feierliche Einweihung des neugestalteten Museums stattfinden sollte.
Ein sehr ambitionierter Zeitplan, wie mir damals schien.
Und ich sagte mir, wenn der Hauptvorsitzende und der Generalsekretär des Bundes Deutscher Nordschleswiger davon überzeugt sind, dass dieser Zeitplan eingehalten werden kann, dann wird es wohl möglich sein. Und tatsächlich, heute sind wir hier versammelt und feiern die Einweihung des sehr gelungenen Neubaus mit der neu gestalteten Ausstellung.
Ich freue mich besonders, dass das Museum trotz der Widrigkeiten aufgrund der Corona-Pandemie wie geplant im Jahr des 100. Jubiläums der deutsch-dänischen Grenzziehung von 1920 eröffnet werden kann.
Allen, die zum Gelingen dieses Projekts beigetragen haben, gebührt hohe Anerkennung und ein großer Dank.
Nicht nur die kurze Bauzeit hat mich beeindruckt. Beeindruckend ist auch, dass die Baumaßnahmen und die inhaltliche Neugestaltung der Ausstellung von einer Vielzahl an Förderern finanziell unterstützt worden sind. Finanzielle Zuwendungen wurden nicht nur von staatlichen Stellen aus Dänemark und Deutschland, sondern auch von privaten Spendern geleistet, darunter auch private Fonds der dänischen Mehrheitsgesellschaft. Dies ist nicht nur ein eindrucksvolles Zeichen für die Anerkennung, die die deutsche Minderheit diesseits und jenseits der Grenze genießt. Es zeigt zugleich die gute Integration der deutschen Minderheit in die dänische Gesellschaft.
Das Museum ist damit auch ein hervorragendes Beispiel für das besondere Modell des Zusammenlebens von Minderheit und Mehrheit im deutsch-dänischen Grenzland, von dem wir hoffen, dass es von der UNESCO in die weltweite Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen werden wird. Dafür haben wir gemeinsam gekämpft und waren erfolgreich! Der entsprechende Antrag wurde am 31. März dieses Jahres von Dänemark und Deutschland gemeinsam unterzeichnet und in Paris vorgelegt.
Von der Geschichte des Zusammenlebens im Grenzland und natürlich besonders von der Geschichte der deutschen Volksgruppe in Nordschleswig erzählt das neugestaltete Museum. Es verschweigt auch die dunklen Seiten dieser Geschichte nicht, etwa während der Zeit des deutschen Nationalsozialismus.
Wir können alle sehr glücklich darüber sein, dass im Laufe der Jahre das Zusammenleben zwischen Minderheit und Mehrheitsgesellschaft auf beiden Seiten der Grenze, aber auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Region immer besser und intensiver geworden sind.
Den Rahmen dafür bildeten die Bonn-Kopenhagener Erklärungen von 1955, mit denen die deutsche Minderheit in Dänemark und die dänische Minderheit in Deutschland anerkannt und das freie Bekenntnis zur jeweiligen Volkszugehörigkeit bestätigt wurden.
Ich bin sehr zuversichtlich, dass die neue museale Präsentation der Geschichte der deutschen Minderheit dazu beitragen wird, bei den Besuchern das Wissen über die deutsche Minderheit zu vertiefen und Interesse für die Geschichte des deutsch-dänischen Grenzlandes zu wecken.
Die Neueröffnung des Museums passt daher sehr gut in das schon erwähnte Jubiläumsjahr 2020. Es ist sehr schade, dass das Jubiläumsjahr aufgrund der Corona-Pandemie nicht wie geplant mit einer Vielzahl von Veranstaltungen in beiden Ländern gefeiert werden kann.
Die heutige Veranstaltung zeigt aber, was mit den für dieses Jahr geplanten Feierlichkeiten zum Ausdruck gebracht werden soll: das freundschaftliche deutsch-dänische Verhältnis im Allgemeinen und das gedeihliche Miteinander der im deutsch-dänischen Grenzland lebenden Menschen im Besonderen!
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.