Grußwort zur AGDM-Jahrestagung 2019

Typ: Rede , Datum: 05.11.2019

  • Ort

    Berlin

  • Rednerin oder Redner

    Prof. Dr. Bernd Fabritius, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten

Es gilt das gesprochene Wort!

Ich grüße Sie alle herzlich zur diesjährigen Jahrestagung der AGDM hier im Bundeshaus. Auch wenn dies der offizielle Auftakt zu ihrem vielfältigen Programm ist – gearbeitet und vor allem gewählt haben Sie ja bereits heute Vormittag.

Lassen Sie mich also zunächst Herrn Gaida zur überzeugenden Wiederwahl zum Sprecher der AGDM gratulieren.

Lieber Herr Gaida, Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit!

Die Jugendvertreter waren schon vorher sehr aktiv. Und wenn man den ifa-Workshop berücksichtigt, so sind Sie, liebe Jugendvertreter, schon seit vergangener Woche in Deutschland, um sich auszutauschen, neue Erfahrungen zu sammeln und wichtige Impulse für die Minderheitenarbeit mitzunehmen.

Dieses Engagement begrüße ich ausdrücklich! Schließlich sind Sie, liebe Jugendvertreter, diejenigen, welche die deutschen Minderheiten in Zukunft vertreten und ihnen nicht nur ein Gesicht geben, sondern auch ein Mitspracherecht in Ihren Heimatländern sichern sollen.

Liebe Gäste,

in meiner Funktion als Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten ist dies bereits meine zweite AGDM-Jahrestagung. Der Austausch mit Ihnen ist für mich unerlässlich; und er findet regelmäßig statt. Darüber freue ich mich. Noch mehr freue ich mich aber, dass die AGDM offenkundig auf dem Weg ist, sich weiterzuentwickeln.

Der Auftakt dazu war die AGDM-Zukunftswerkstatt im vergangenen Jahr. In diesem Jahr folgte dann die sehr erfolgreiche Jugendtagung, die Sie im April in der Bildungsstätte der Deutschen Minderheit im dänischen Knivsberg durchgeführt haben. Erstmals wurden dabei ein Jugendkoordinator sowie ein Stellvertreter gewählt.

Lieber Herr Lompart, lieber Herr Wagner, Ihnen wurde das Vertrauen dafür ausgesprochen.

Sie haben sich unter anderem vorgenommen, eine Datenbank mit Jugendprojekten zu erstellen, regelmäßige Treffen der Jugendvertreter zu organisieren oder grenzüberschreitende Projekte zu fördern. Ihre Eigeninitiative begrüße ich sehr!

Mir ist bewusst, dass dies große Herausforderungen mit sich bringt. Seien Sie aber versichert - ich unterstütze Ihren Weg ausdrücklich und werde auch weiterhin ein offenes Ohr für Ihre Anliegen haben.

Lieber Herr Gaida,
sehr geehrte Vertreter der Selbstorganisationen,

auch wenn Ihre Jugendvertreter hin und wieder vielleicht unbequeme Fragen oder Forderungen stellen; ich meine – das ist das Vorrecht der Jugend! Bitte gehen Sie damit konstruktiv um und binden Sie Ihre Jugend noch stärker als ohnehin in Ihre Arbeit ein.

Der Berliner Schriftsteller Karl Ferdinand Gutzkow hat einmal gesagt:

"Nur wer sich seiner Zeit widmet, gehört auch den späteren Zeiten an."

Übertragen auf die Arbeit der Deutschen Minderheiten bedeutet dies also: Setzen Sie auf die Jugend und geben Sie ihr frühzeitig Verantwortung, damit es eine nachhaltige Zukunft für alle geben kann! Nur wenn frühzeitig Verantwortung übertragen wird, ist die Jugend bereit, diese später mal zu übernehmen.

Die erste und wichtigste Aufgabe eines Vorsitzenden ist es, vom ersten Tag an einen Nachfolger aufzubauen.

Wenn ich jetzt so ausführlich über die erfreuliche Entwicklung bei der Jugend gesprochen habe, dann ist dies im Übrigen nicht zuletzt Ihr Verdienst, liebe Vertreterinnen und Vertreter der Selbstorganisationen. Denn Sie haben durch Ihre letzten Sitzungen diese Verbesserungen auf den Weg gebracht. Das begrüße ich! Aber: Sie können und müssen sich als AGDM noch schlagkräftiger aufstellen.

Wir sind uns, denke ich, einig: unser gemeinsames Ziel ist eine nachhaltige Zukunftsperspektive für die deutschen Minderheiten. Jugend und Sprache sind der Schlüssel dafür. Darüber hinaus brauchen wir fähige Selbstorganisationen und eine gute partnerschaftliche Zusammenarbeit, um voneinander zu lernen.

Natürlich sind Sie in Ihren Ländern erst einmal selbst dafür verantwortlich. Aber ich meine, dass die AGDM auch einen Beitrag dazu leisten kann und muss. Ich weiß natürlich sehr gut, dass diese Jahrestagung für Sie sehr wichtig ist, um ihr vielfältiges Engagement der Politik in Deutschland zu präsentieren. In persönlichen Gesprächen mit Mitgliedern der Bundesregierung oder Abgeordneten des Deutschen Bundestages haben Sie dabei die Möglichkeit, intensiv für Ihre Belange zu werben. Und das soll auch so bleiben!

Um den von Ihnen angestoßenen Reformprozess voranzubringen, bitte ich Sie aber, über Folgendes nachzudenken:

Richten Sie Ihre Jahrestagung in ihrer jetzigen „politischen“ Form vielleicht nur noch alle zwei bis drei Jahre aus, dann aber mit einer gut ausgearbeiteten Agenda für das jeweilige Gespräch. Aus eigener Erfahrung im politischen Berlin weiß ich – das reicht! Zumal viele von Ihnen ohnehin regelmäßig nach Berlin kommen, um politische Gespräche zu führen.

Nutzen Sie die „Zwischen-Jahre“ für ein praxisorientiertes Format, welches Angebote schafft, aus denen Sie oder die Mitarbeiter in ihren Selbstorganisationen einen konkreten Nutzen ziehen können. Gehen Sie damit in unterschiedliche Mitgliedsländer. Denn am Ende müssen alle Projekte von Ihnen vor Ort durchgeführt werden. da hilft es, in den Mitgliedsstaaten bekannt zu sein.

Die AGDM-Tagung ist der Ort, an dem Sie sich über neue innovative Formate, Projektideen oder auch über nicht so erfolgreiche Initiativen austauschen können und Partner in diesen Austausch gerne einbeziehen. Durch einen solchen Austausch können Sie einen echten Mehrwert für die Deutschen Minderheiten erzielen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

bitte verstehen Sie meinen Input als einen konstruktiven Beitrag zu einer weiteren Stärkung der Deutschen Minderheiten im Ausland. Denn dies ist schließlich unser gemeinsames Ziel.

Ermuntern möchte ich Sie abschließend auch zu einem verstärkten grenzüberschreitenden Austausch. Erst im August habe ich mich mit einigen Selbstorganisationen aus dem postsowjetischen Raum und hier aus Deutschland dazu getroffen.

Dabei haben wir darüber diskutiert, wo sie in 10 oder 20 Jahren sein wollen, in welchen Bereichen eine engere Zusammenarbeit sinnvoll und notwendig ist – und auf welchem Weg dies am besten erreicht werden kann.

Eine möglichst nüchterne Selbstanalyse kann in Verbindung mit klaren Vorstellungen von dem gewünschten Ziel zu richtigen Weichenstellungen führen.

Für Ihre Jahrestagung wünsche ich Ihnen nun viele anregende Diskussionen und konstruktive Gespräche mit guten Ergebnissen – und danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.