Gedenkreise zum Europäischen Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma

Typ: Pressemitteilung , Datum: 12.08.2024

Anlässlich des 80. Jahrestages der Ermordung der letzten Sinti und Roma im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau richteten der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma und der Verband der Roma in Polen in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau zwischen dem 31. Juli und dem 2. August 2024 ein Gedenkprogramm aus.

Auf Einladung des Zentralrats und des Beauftragten der Bundesregierung gegen Antiziganismus und für das Leben der Sinti und Roma in Deutschland Dr. Mehmet Gürcan Daimagüler nahm auch die Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Natalie Pawlik gemeinsam mit zahlreichen Vertreterinnen und Vertretern des Bundes und der Länder an den Gedenkveranstaltungen in Krakau und Auschwitz-Birkenau teil. Unter anderem besuchte die Beauftragte mit der Delegation die der Verfolgung und Vernichtung der Sinti und Roma gewidmete Ausstellung in Block 13 in Auschwitz.

In ihrer Rede bei der Gedenkveranstaltung am Krematorium V in Birkenau am 31. Juli erinnerte Pawlik an das unvorstellbare Leid, das an diesem und anderen Orten erlitten wurde und das bis heute fortwirkt -  in den Familien, die Angehörige verloren haben, bei den Überlebenden und ihren Familien. Sie würdigte das Engagement des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma und der Bürgerrechtsbewegung im Kampf für die Anerkennung des Völkermords an den Sinti und Roma: „Dass der Völkermord erst 1982 durch den damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt anerkannt wurde, dass es das Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma Europas in Berlin gibt, dass wir heute hier zusammen sind und in den nächsten Tagen gemeinsam mit Menschen aus ganz Europa gedenken, dies alles ist den Sinti und Roma selbst zu verdanken, dies ist Ihnen, die heute hier anwesend sind, zu verdanken. Sie haben sich Gehör verschafft – gegen alle Widerstände“. Schließlich betonte Natalie Pawlik: „Denen, die Sinti und Roma diskriminieren und bedrohen, müssen wir uns entschieden entgegenstellen. Genauso entschieden müssen wir uns aber auch für gleichberechtigte Teilhabe einsetzen und dafür, dass Sinti und Roma stolz ihre Kultur und Identität leben können.“

An der zentralen Gedenkveranstaltung am 2. August nahmen neben den Überlebenden des Völkermordes an den Sinti und Roma auch die Angehörigen der Minderheit der Sinti und Roma aus vielen Ländern, Repräsentantinnen und Repräsentanten  des deutschen und des polnischen Staates sowie der internationalen Institutionen und Organisationen teilgenommen.

Von März 1943 bis Juli 1944 deportierten die Nationalsozialisten 23.000 Sinti und Roma aus elf europäischen Ländern in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Nahezu alle fanden dort ihren Tod. In der Nacht vom 2. Auf den 3. August 1944 wurden die letzten etwa 4.300 im Lagerabschnitt B II e – dem sogenannten „Zigeunerfamilienlager“ - verbliebenen Sinti und Roma von den SS-Angehörigen in Gaskammern ermordet. Insgesamt sind etwa 500.000 Sinti und Roma im NS-besetzten Europa dem Völkermord zum Opfer gefallen. Im Jahr 2015 hatte das Europäische Parlament den 2. August zum jährlichen Europäischen Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma erklärt.