Beauftragte Pawlik besucht deutsche Minderheit in Schlesien
Pressemitteilung 17.06.2024
Vom 2.-4. Juni besuchte die Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Natalie Pawlik, MdB, gemeinsam mit dem Koordinator für die deutsch-polnische zwischengesellschaftliche und grenznahe Zusammenarbeit, Dietmar Nietan, MdB, und Stefan Seidler, MdB, Abgeordneter der dänischen und friesischen Minderheit im Bundestag, die deutsche Minderheit in Schlesien.
In Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern, Kommunalvertretern und Vertretern der Zivilgesellschaft, der neuen Oppelner Wojewodin Monika Jurek, der Vizemarschallin Zuzanna Donath-Kasiura und bei einem Besuch in der bilingualen Montessori-Schule des Verein Pro Liberis Silesiae konnte sich die Beauftragte ein umfassendes Bild von der derzeitigen Situation im Gebiet der deutschen Minderheit und dem daraus resultierenden Handlungsbedarf verschaffen.
Sowohl Wojewodin Jurek als auch Vizemarschallin Donath-Kasiura betonten, dass die neue Zentralregierung in Warschau die deutsche Minderheit als Brückenbauer und Teil der schlesischen Identität wohlwollend wahrnehme. Mit Erleichterung wurde das Ende der Einschränkung des Unterrichts von Deutsch als Minderheitensprache begrüßt, die unter der vorigen Regierungspartei PIS (Recht und Gerechtigkeit) beschlossen worden war. Der Unterricht von Deutsch als Minderheitensprache werde im neuen Schuljahr in vollem Umfang wieder aufgenommen. Dabei sei es wichtig, dass der Deutschunterricht allen Einwohnern der Siedlungsgebiete der Minderheit unabhängig von ihrem nationalen Hintergrund offenstehe.
Minderheitenbeauftragte Pawlik stellte fest: „Wir waren beeindruckt von den Maßnahmen der örtlichen Ebenen, die es auf sich genommen haben, den Deutschunterricht als Minderheitensprache zu finanzieren, obwohl die vorherige Regierung den Zugang dazu eingeschränkt hatte.“ Pawlik verwies darauf, dass Mehrsprachigkeit der große Vorteil von Minderheiten in Europa sei und echte Berufschancen bringe.
Im Zentrum der Besuchsreise standen neben Gesprächen mit den örtlichen Politikerinnen und Politikern ein mehrstündiger Workshop mit Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Organisationen der deutschen Minderheit. Ziel des Workshops war die Auseinandersetzung mit der Rolle der deutschen Minderheit in Polen, in den deutsch-polnischen Beziehungen und in Europa sowie die notwendigen Handlungsbedarfe für die Zukunft. Die Vertreter des Bundes der Jugend der deutschen Minderheit stellten fest, dass sie sich als selbstverständlichen Teil der europäischen Jugend verstünden, für die Spracherwerb wichtiger sei als Brauchtumspflege. Die junge Generation sehe ihre Identität in einem pluralen, dialogischen Sinne als deutsch, polnisch und europäisch. In der Region Schlesien siedelten sich viele Firmen an, die mehrsprachigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern gute Perspektiven böten. Gleichzeitig wurde in der Diskussion auch deutlich, dass eine Modernisierung der Strukturen und Inhalte der deutschen Minderheit sowie ihre Vernetzung mit anderen nationalen Minderheiten innerhalb und außerhalb Polens eine wichtige Aufgabe bleibt.
In der Gemeinde Leschnitz, die die deutsche Delegation am ersten Reisetag besuchte, wurde in einem Bürgerdialog vor allem das Konzept einer regionalen schlesischen Identität diskutiert, in der sich polnisch- und deutschstämmige Bürger wiederfinden. Die deutsche Minderheit der Oppelner Region hatte sich bei den Kommunalwahlen erfolgreich mit dem Schlesischen Selbstverwaltungsverein zusammengeschlossen. Man wolle politisch verschiedene Gruppen innerhalb der deutschen Minderheit abbilden, also überparteilich sein und so zu einer weltoffenen und pluralistischen Gesellschaft beitragen, hielten die Vertreter der deutschen Minderheit fest.
Abschließend fasste Minderheitenbeauftragte Pawlik zusammen: „Ich habe die Region Oppeln auf dieser Reise und auch bei früheren Besuchen als vielfältige und offene Region erlebt. Ich bin optimistisch, dass ein neuer Aufschwung in den deutsch-polnischen Beziehungen möglich ist.“
Der deutschen Minderheit gehören nach eigenen Angaben zwischen 250.000 und 300.000 Menschen an. Die verschiedenen Verbände sind im Dachverband der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaft (VDG) organisiert, deren Vorsitzender Rafal Bartek ist. Sie engagieren sich vor allem im Kultur- und Bildungsbereich und in der Vermittlung der deutschen Sprache sowie in der Jugendarbeit.